Aus der Geschichte Kinheims

von Christian Franzen

Kinheim ist ein sehr altes Dorf. Es wird erstmals erwähnt in einer Urkunde von 1148, in der Papst Eugen III. der Abtei Echternach Weinbergsbesitz in Kennheim bestätigt. Die Endsilbe –heim deutet darauf hin, dass das frühmittelalterliche Kinheim eine fränkische Siedlung ist, entstanden im Zuge der fränkischen Landnahme um 700. Der Ortsteil Kindel wird bereits 1069 als Kenelle genannt, was Klein-Kinheim bedeutet. Daraus ist zu schließen, dass Kindel eine Tochtersiedlung Kinheims ist. Auch der Ort Kinderbeuern, erstmals 1296 als Kynheimerburen genannt, ist als eine Außensiedlung Kinheims entstanden.

Seit eh und je war Kinheim ein Teil des Kröver Reichs, einem alten karolingischen Krongut, und stellte aus der im Ort ansässigen Ritterfamilie immer Mitglieder des Kröver Ritterschöffengerichts. Auch kirchlich war Kinheim eng mit Kröv verbunden, den es war eine Filiale der Großpfarrei Kröv. Eine Kapelle wird erstmals 1477. Ein ständiger Vikar, „Frühmesser“ genannt, besorgte den Gottesdienst.

Der gute Wein aus den Kinheimer Weinbergen lockte seit dem Mittelalter den Klerus und den Adel hierher an die Mosel. Die Abtei Echternach war in Kinheim reich begütert. Weinhöfe besaßen auch die Abtei Springiersbach, das Stift St. Thomas an der Kyll, das Kloster St. Mergen in Trier und das der Grauen Schwestern in Filzen sowie das Kölner Domkapitel.

Zu den in Kinheim begüterten auswärtigen Adelsfamilien zählen die Herren von Daun, die Braun von Schmittburg, die von Sötern, von Kesselstatt, von Hatzfeld und von Spee.

Die Gemeinde Kinheim war weitgehend selbstständig. An ihrer Spitze stand ein jährlich neu aus der Bürgerschaft gewählter Zender (Bürgermeister). Die Ortsbevölkerung hat im Dreißigjährigen Krieg unter Schikanen und Ausplünderungen aller Herren Kriegsvolks starke Verluste erlitten, zählte aber 1671 wieder 81 Steuerzahler, sodass Kinheim zu den größeren Orten an der Mosel gehörte.

Die Zeitenwende unter Napoleon um 1800 leitete eine fortschrittliche Entwicklungsphase ein. Kinheim wurde nun der Mairie bzw. Bürgermeisterei Kröv eingegliedert. Bei 675 Einwohnern im Jahr 1809 erhielt in dieser Zeit auch seine eigene Pfarrei. Die Abschaffung der ehemaligen Feudallasten und die Säkularisation der geistlichen Institutionen kamen zahlreichen Kinheimer Winzern zugute. Die von ihnen bewirtschafteten zinspflichtigen Lehnwingerte gingen in ihr Eigentum über. Zudem ersteigerten sie vormaligen geistlichen Weinbergsbesitz. Dass alles führte zu einem wirtschaftlichen Fortschritt, der sich in einem starken Anwachsen der Ortsbevölkerung äußerte. 1927 zählte die Gemeinde 1200 Einwohner, heute sind es noch um die 800.

Der allgemeine wirtschaftliche Strukturwandel der letzten Jahrzehnte hat auch in der alten Weinbaugemeinde Kinheim zu einschneidenden Veränderungen geführt. Die Zahl der Haupterwerbswinzer ist stark zurückgegangen, während die Zahl der in den nahen Städten Arbeit suchenden Menschen gestiegen ist. Dem Tourismus kommt in dem „staatlich anerkannten Erholungsort“ Kinheim zunehmend Bedeutung zu. Bei allem Wandel hat der Ort seinen Charakter als historisch gewachsenes Moseldorf beibehalten. Auf Schritt und Tritt finden sich stattliche Baudenkmäler aus längst vergangener Zeit, die von der Gediegenheit und dem Schmucksinn der Vorfahren künden. Eines guten Namens erfreuen sich die Kinheimer Weinlagen Rosenberg und Hubertuslay.

Der Ortsteil Kindel war bis 1966 durch eine Fähre mit Kinheim verbunden. Dies wurde stark benutzt, weil sie mit der 1905 eröffneten Moseltalbahn verband, deren Trassen am Moselgestade bei Kindel verlief. Bei zunehmendem Verkehr erwies sich mehr und mehr eine Brücke zwischen Kinheim und Kindel als nötig. Diese konnte nach langem Bemühen im Mai 1966 fertig gestellt und feierlich ihrer Nutzung übergeben werden. Die Folge war eine blühende Entwicklung Kindels, in dem sich bald mehrere Winzerbetriebe ansiedelten und eine rege Bautätigkeit einsetzte, sodass der Kern des alten Ortsteils heute von zahlreichen schmucken Neubauten umgeben ist.

Menü